Madagascar – Nicht nur ein musikalisches Abenteuer

Das Musical „Madagascar – Ein musikalisches Abenteuer“, das die Herxheimer Südpfalzlerchen am ersten Oktoberwochenende im Waldstadion der Südpfalzgemeinde auf die Bühne gebracht haben, war ein voller Erfolg. Auf einer imposanten Bühne im Waldstadion, wo sonst Sandbahnrennen stattfinden und bis vor ein paar Jahren auch Pferde um die Wette galoppierten, sorgten 26 Sängerinnen und Sänger sowie mehr als 40 erwachsene Helferinnen und Helfer im Hintergrund drei Tage lang für rundum beeindruckende Aufführungen.Ursprünglich sollte das Stück um ausgebüxte Zootiere aus New York, die aufgrund kurioser Umstände in Madagaskar landen und dort mit echter Wildnis konfrontiert werden, schon vor einem Jahr in der Herxheimer Festhalle aufgeführt werden. Aber auch hier machte Corona einen Strich durch die Planung. Statt Woche für Woche gemeinsam an Musik, Schauspiel und Choreographie zu feilen, musste sich das Ensemble über viele Monate mit Videokonferenzen behelfen – digital fanden Chorproben mit Leiterin Eva-Maria Ruppert, Stimmbildung mit Gesangspädagogin Bettina Baumann und Tanzübungen mit Choreografin Katharina Bakhtari statt. Erst im Juni konnte Regisseurin Carmen Lutz im Hof der Grundschule mit den Schauspielproben beginnen. Zu dem Zeitpunkt stand fest, dass man wegen der Corona-Vorgaben für die Aufführungen auf die Rennbahn ausweichen würde, wo vor der Tribüne mit hohem Aufwand eine überdachte Bühne errichtet wurde, damit neben dem Publikum auch die Lerchen vor Regen geschützt waren.

Mehr als 1300 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen zu vier regulären Shows, und über 400 Grundschulkinder nahmen an einer morgendlichen Sondervorführung teil. Damit wurden trotz coronabedingter Abstandsregeln mehr Karten verkauft als bei den früheren Musicals. „Das Stück unter diesen Vorgaben aufzuführen war ein Risiko und hätte schiefgehen können, aber es hat alles funktioniert wie erhofft, und ich bin froh, dass wir das Risiko eingegangen sind“, ist Eva-Maria Ruppert zufrieden. Positiv ist die Bilanz nicht nur, was die Organisation angeht: Nach Monaten, in denen man nur online oder auf drei Meter Abstand im Freien proben konnte, hatte die Motivation gelitten und der Chor einige Abgänge zu verzeichnen, die Umbesetzungen erforderten. Aber seit die Kinder und Jugendlichen wieder regelmäßig zusammen proben konnten, sei auch das Gemeinschaftsgefühl zurückgekehrt. Dazu trug nicht zuletzt eine Chorwoche am Ende der Sommerferien bei, bei der Musik, Tanz und Schauspiel erstmals zusammen einstudiert werden konnten. Neben vielen Proben standen Spiele und Ausflüge auf dem Plan – unter anderem fuhr die Gruppe in den Landauer Zoo, wo die Chormitglieder die tierischen Vorbilder studieren konnten. Improvisationsübungen sorgten für Spaß und stärkten die Flexibilität. „In dieser Zeit ist die Gruppe zusammengewachsen und hat Verantwortung übernommen“, erzählt die Chorleiterin.

Das machte sich bezahlt, als es ernst wurde. Obwohl man auf der Bühne nur einen einzigen Probedurchlauf hatte, war Eva-Maria Ruppert überrascht, dass alles klappte und wie hoch das Niveau war: „Jedes Kind hat sein Bestes gegeben, es war viel Spannung in den Choreographien, das Stück machte gute Laune und kam auch prima an.“ Tatsächlich folgten viele im Publikum der Aufforderung, am Ende aufzustehen und zu „I like to move it“ gemeinsam die Hüften zu schwingen. Das ausgeklügelte Hygienekonzept ist ebenfalls aufgegangen – auch dank dem Roten Kreuz, das mit kostenlosen Coronatests direkt am Eingang dafür sorgte, dass selbst Ungeimpfte nicht abgewiesen werden mussten. Ganz herzlichen Dank – auch an das Land Rheinland-Pfalz, die Glückspirale und andere Sponsoren, die die Produktion finanziell unterstützt und möglich gemacht haben.

Die beteiligten Kinder und Jugendlichen sind sehr froh, dass sie das Musical endlich aufführen konnten. „Es war eine Herausforderung, sich über einen so langen Zeitraum mit Lockdown und Onlineproben immer wieder zu motivieren, aber die Lieder und die Bühne waren echt cool, und am allerschönsten war das Gemeinschaftserlebnis“, erklärte Milena Bittig, die die Giraffe Melman spielte. Felix Stankus alias Lemurenkönig Julien fand es für sich eine „harte Challenge“, beim gleichzeitigen Tanzen und Singen nicht aus der Puste zu kommen. Für Magdalena Kuhn, die gleich in vier Rollen zu sehen war, war das schnelle Umziehen die größte Herausforderung. Sie fand toll, dass alle zusammen so viel gemacht und erreicht haben. „Wir sind wieder eine richtig gute Chorgemeinschaft“, freute sich auch Johanna Schmitt, und Mika Licht, der als Zebra Marty begeisterte, hob hervor, dass die Gruppe durch die intensiven Proben vor den Aufführungen neu zusammengewachsen sei und nach den Corona-Einschränkungen ihren Chorklang wiedergefunden habe.

Tobias Wilhelm